Das Bauhaus: prägende Inspirationen einer charismatischen Bewegung

„Eine Größe hat unsere Zeit: Besseres wollen.“[1] – dieser Satz hat mich diesen Sommer sehr inspiriert. Er stammt von Walter Gropius, dem Begründer des Bauhauses. Das Bauhaus ist für mich mit all seinen Akteur*innen ohnehin eine sehr charismatische Bewegung. Insbesondere deshalb, weil ich über die Jahre ein großes Faible für Stadtentwicklung und Architektur entwickelt habe. So war ich 2018 das erste Mal in Weimar, und es ist für mich heute noch ein großes Gefühl, auf dem Boden im Arbeitszimmer von Walter Gropius während einer Führung gesessen zu haben. Diese Führung hat den Spirit aus den Jahre 1919-1924 in der Dichter- und Denkerstadt hervorragend transportiert. Und dieser Spirit wurde in mir erneut entfacht, als ich das Buch „Jeder hier nennt mich FRAU BAUHAUS“ von Jana Revedin im Sommer dieses Jahres las. 

Ich finde es sehr bemerkenswert, wie weit das Bauhaus im „freigeistlichen“ Denken zur damaligen Zeit war und welchen Geist es verkörpert hat. Insbesondere die fächerübergreifenden, offenen Gestaltungs-Dialoge, die Gropius so vehement zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern einforderte, sprechen mir aus dem Herzen.[2] Darüber hinaus hat Gropius zu seiner Zeit auch von einer „gemeinsamen Geistigkeit“ in einem „kollektiven Prozess des Gestaltens“ doziert, was den Dialog untereinander unterstreicht.[3] Auch sprach er davon, dass unser Geist wie ein Regenschirm sei, der offen am besten ist.[4] Diese Gedanken und Impulse in öffentliche Bauwerke mit einfließen zu lassen, sind großartig! Und so hat auch sein Kollege Bruno Taut seiner Zeit gegenüber Gropius betont, dass „jede Ansammlung menschlichen Lebens ein Zentrum braucht, das sozialen Austausch, die Förderung des gemeinsamen, lebenslangen Lernens, das Entwickeln einer demokratischen Selbstverantwortung ermögliche.“[5]

All diese Sätze und Inspirationen unterstreichen mein Selbstverständnis einer Dialogkultur. Doch das ist nicht alles: Zum Schluss berührte und beeindruckte mich vor allem ein Satz auf eine besondere Art und Weise: „Das Einfachste ist nicht immer das Beste; aber das Beste ist immer einfach.“[6] Dieses Zitat stammt aus der Feder des Architekten Heinrich Tessenow. Er verfasste es 1926 zur Satzung eines neuen Rings verschiedener Architekten hinsichtlich einer staatlichen und behördlichen Baupolitik und Bauwirtschaft.[7] Dieser Satz – für sich stehend – impliziert seine Aussage und Wirkung zugleich, in dem er so einfach und zeitgleich so treffend formuliert ist. Auch ich nehme – beim Schreiben sowie im täglichen Tun – immer wieder wahr, dass das, was einfach geht oder leicht formuliert werden kann, das Beste ist. Die große Kunst dabei ist, diesen Impulsen zu folgen und ihnen Raum zu geben, damit sie sich vollends entfalten können. Entfaltung zu etwas Neuem. Oder es in den Worten Walter Gropius’ zu sagen: „Besseres wollen – eine Größe unserer Zeit“.


[1] Revedin, Jana: Jeder hier nennt mich FRAU BAUHAUS (2020). Das Leben der Ise Frank. Biografischer Roman. Köln. S. 16.

[2] Revedin, Jana: Jeder hier nennt mich FRAU BAUHAUS (2020). Das Leben der Ise Frank. Biografischer Roman. Köln. S. 127 / S. 325

[3] Revedin, Jana: Jeder hier nennt mich FRAU BAUHAUS (2020). Das Leben der Ise Frank. Biografischer Roman. Köln. S. 308

[4] Revedin, Jana: Jeder hier nennt mich FRAU BAUHAUS (2020). Das Leben der Ise Frank. Biografischer Roman. Köln. S. 99

[5] Revedin, Jana: Jeder hier nennt mich FRAU BAUHAUS (2020). Das Leben der Ise Frank. Biografischer Roman. Köln. S. 320 / S. 339

[6] Revedin, Jana: Jeder hier nennt mich FRAU BAUHAUS (2020). Das Leben der Ise Frank. Biografischer Roman. Köln. S. 305

[7] Revedin, Jana: Jeder hier nennt mich FRAU BAUHAUS (2020). Das Leben der Ise Frank. Biografischer Roman. Köln. S. 304

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