Interview mit Gert Wodtke

Gert Wodtke und ich kennen uns aus der Regionalgruppe Mediation Südbaden / Dreyeckland. Bereits bei unserem ersten Treffen haben wir entschieden, zusammenzuarbeiten. Und das mit Erfolg.

„Vorbild für einen konstruktiven Austausch“

 

Gert, wir arbeiten schon seit 2014 als Mediatoren zusammen. Was ist für dich das Besondere an unserer Kooperation?

Ich finde, wir ergänzen uns ganz toll. Sowohl durch unsere beruflichen Hintergründe, als auch durch unsere Herangehensweise. Gleichzeitig stehen wir für ähnliche Werte und haben denselben humanistisch ressourcenorientierten Ansatz. Auf diese Weise können wir bei der gemeinsamen Arbeit im Termin „blind fliegen“, ohne jeden nächsten Schritt im Detail vorher abstimmen zu müssen. Ich denke, so werden wir von den Konfliktpartnern auch als eingespieltes Team wahrgenommen, das gleichberechtigt agiert und klar miteinander und nach außen kommuniziert. Damit erleben die Hilfesuchenden, bei denen in der Regel eine „gestörte“ Kommunikation vorliegt, wie es auch anders gehen kann. Wir sind da in gewisser Hinsicht für einen konstruktiven Austausch Vorbild.

Zuletzt hatten wir eine Mediation bei einer Freiwilligen Feuerwehr erfolgreich abgeschlossen. Was waren für dich die wesentlichen Erfolgsfaktoren?

Ich denke, wir konnten die Mannschaft aus einer destruktiven Kommunikation bzw. Nicht-Kommunikation wieder in eine gute Kommunikation zurückführen. Es wurde nicht mehr übereinander, sondern wieder miteinander geredet. Auf dem Weg dahin konnten auch unbearbeitete Verletzungen bei den Mitgliedern aufgearbeitet und damit abgeschlossen werden. Die „Heilung“ fand beim „gesehen-werden“ statt. Somit waren die Konfliktpartner auch zum Perspektivwechsel bereit. Erhaltene und gegebene Wertschätzung ist aus meiner Erfahrung enorm wichtig für eine erfolgreiche Mediation. Dadurch muss sich an der Sache manchmal gar nicht mehr allzu viel ändern, wenn respektvoll miteinander umgegangen wird und man die andere Seite besser versteht. Mediation ist immer auch ein Lernprozess für alle Beteiligten, wenn sie nachhaltig sein soll.

Du arbeitest außerdem als Anwalt und Coach. Wie zeichnet sich deine Tätigkeit in diesen Bereichen aus?

Als Coach arbeite ich meist präventiv und hoffe, dass ich mit meinen Klienten Lösungen erarbeiten kann, bevor der Konflikt eskaliert, und dadurch weder eine Mediation noch ein Rechtstreit nötig sind. Ich unterstütze meine Coachees dabei, in ihrem thematisierten Beziehungsgeflecht wieder besser handeln und agieren zu können. Manchmal führe ich auch sogenannte Stellvertretermediationen durch, wenn der Konfliktgegner nicht bereit ist, an einer Mediation mitzuwirken. Auch hier wirkt der einseitige Rollentausch und führt oft zu einer Verbesserung des betroffenen Systems. Als Anwalt werde ich oft erst gerufen, sofern es nicht um Vertragsgestaltung geht, wenn das Kind in den Brunnen zu fallen droht oder bereits in den Brunnen gefallen ist. Hier geht es dann um Wiedererlangung von Autonomie, die gefährdet oder bereits beschnitten ist.

Abschließend: Welche Vorteile bietet für dich die Mediation, und (ab) wann empfiehlst du eine anwaltliche Begleitung?

Mediation ist immer sinnvoll, wenn die Beziehung im Vordergrund steht und die Konfliktparteien sich zukünftig nicht aus dem Weg gehen können. Sei es in der Familie, bei der Arbeit oder mit dem Nachbarn. Auch bei unklarer Rechtslage, kann eine Mediation zu einer Lösung beitragen. Hierbei geben die Betroffenen nie die Zügel aus der Hand, sondern bestimmen selbst und gemeinsam, wo es lang gehen soll. In einer Mediation können Emotionen gewürdigt werden. Bei einer rechtlichen Klärung werden Gefühle nicht berücksichtigt. Die Einschaltung eines Anwaltes ist sinnvoll bei folgenden Gegebenheiten: Wenn es ein zu großes hierarchisches Gefälle gibt und man sich nicht auf Augenhöhe begegnen kann  (z.B. Staat-Bürger, Arbeitgeber-Mitarbeiter) und / oder eine rechtliche Klärung bzw. ein Rehabilitationsinteresse im Vordergrund steht. Manchmal braucht es auch einfach ein Machtwort vom Richter. Nur führt ein Sieg oder eine Niederlage selten zu einer nachhaltigen Lösung, sondern die Unterlegenen lauern meist auf die nächstbeste Gelegenheit zur Revanche. Da man sich immer mindestens zweimal im Leben sieht, ist es meist besser, zu versuchen die Lage für alle Beteiligten zufriedenstellend zu lösen, als Recht zu haben.

Gert, ich danke dir recht herzlich für unser Gespräch!

 

Kontaktdaten Gert Wodtke:

Gert Wodtke
Mediator & Rechtsanwalt

Friedenstraße 17
78136 Schonach
E-Mail: info@gertwodtke.de
Online: www.gertwodtke.de